07.09.2014 Tiefencastel – Andermatt

109 km, 1’960 Höhenmeter

Ein langer Tag steht auf dem Programm. Ich will heute über den Oberalppass bis Andermatt. Ich stehe nicht zu spät auf, so dass ich um 8.00h auf der Strasse bin. Das Zelt wird von der Feuchtigkeit tropfnass eingepackt, es ist noch kühl am Morgen. Aus Tiefencastel raus führt schon mal eine Steigung, unerbärmlich. In der Mitte stoppe ich bereits um beim Tankstellenshop mein Frühstück zu essen. Chocodrink und Brot mit Landjäger – mmmh, das gibt mir Energie.Gegenüber laden viele Gümmeler ihre Rennräder vom Auto. Heute ist der Albulapass für jeglichen motorisierten Verkehr gesperrt und somit das Paradies für die Radfahrer. Wieso habe ich nicht diese Richtung auf meinem Plan? Ich fahre also raus aus Tiefencastel und schon bald geht es in rasantem Tempo runter in Richtung Thusis. Es ist nicht eine interessante Strasse für mich, schnelle Autos und zwei ziemlich lange und dunkle Tunnels. Der Lärm in einem solchen Tunnel, wenn Autos und Töffs drin sind, ist ohrenbetäubend. Und vor allem weiss man nicht aus welcher Richtung sie kommen. Das macht mir ein bisschen Angst – nichts wie raus hier.

Vor Thusis kann ich aber auf die alte Hauptstrasse ausweichen und dort bin ich alleine. Schön in der Morgensonne und ohne Autos, ich geniesse es. Und genau so geht es nach Rhäzüns und Bonaduz wo ich dann in die Surselva abbiege. Eine lange Gerade Strasse steigt durch den Nadelwald hinauf in die Rheinschlucht, respektive über die Rheinschlucht. Ich bin schnell oben, heute zieht es mich vorwärts. Wahnsinnig schön diese Aussicht von hier oben. Ich schiesse ein paar Fotos und geniesse die Gegend bevor ich in eine Seitenschlucht fahre von der aus es über ein paar steile Kehren nach Versam geht. Doch auch hier komme ich gut voran.

Viele Höhenmeter habe ich wieder gesammelt, welche ich aber bei der nächsten Abfahrt sofort wieder verliere. Es geht runter nach Ilanz… Und nun geht es eine gefühlte Unendlichkeit zuerst eher flach oder nur mit ganz geringer Steigung ins Tal hinein bevor es dann doch die letzten ca. 10 km nach Disentis ansteigt. Irgendwie reisst es mich heute einfach vorwärts – ich will einmal nicht allzu spät auf dem Campingplatz sein, so dass ich ein bisschen relaxen kann. Aber vorher wartet noch ein ganzes Stück Arbeit auf mich. Nach genau 4 Stunden Fahrzeit und 4,5 Stunden unterwegs habe ich die ersten 78 km geschafft und sitze auf dem Spielplatz in Disentis, wo ich etwas esse. Hier haben wir dazumal im 2008, als wir mit dem Kinderanhänger hier rauf gefahren sind, auch gegessen. Erinnerungen kommen auf…

Und nun mache ich mich an den Pass. Zwei Gümmeler überholen mich auf den ersten paar Metern, ich werde sie in ein paar Kilometer wieder einholen. Einmal überhole ich sie, einmal sie mich und so weiter. Sie sind gestern in Meiringen gestartet und über die Grimsel, den Nufenen ins Tessin gefahren, dort übernachtet und heute über den Lukmanier, Oberalp und Susten wieder zurück nach Meiringen. Oha, wenn ich mich um 14.30h noch am Oberalp abkämpfe, dann möchte ich nicht noch den Susten vor mir haben. Sie sind sich nicht sicher, ob es klappt, denn der letzte Zug in Meiringen geht nicht sehr spät von dort weg. Sie müssen dann noch nach Zürich. Ich bin gespannt ob es ihnen gereicht hat, sie werden hoffentlich in mein Gästebuch schreiben.

Der Oberalp ist nicht einer der schlimmsten Pässe, aber da die Anfahrt nach Disentis schon so lange war, kommt mir der Aufstieg zur Passhöhe auch sehr lang vor. Doch kurz nach 15.00h bin ich oben und ein Töfffahrer aus Kerzers macht ein paar Bilder von mir, dem Velo und dem Pass-Schild. Ich mache als Gegenleistung noch eines von ihm…

Die Fahrt runter ins Tal nach Andermatt ist wunderschön, die Aussicht aufs Urserntal ist herrlich. Ich freue mich schon auf den Campingplatz, der wird von der Sonne so richtig in Beschlag genommen. Kurz später bin ich dort und lasse mein Zelt trocknen, ich spanne an der Sonne aus und geniesse es einfach. Als alles trocken ist wird aufgestellt, eingeräumt, geduscht und danach geht’s in den Ausgang. Ich gönne mir heute wieder einmal eine Pizza – ich hab es verdient – sag ich mir. Genau in der gleichen Pizzeria wie vor 6 Jahren mit der Familie geniesse ich ein Bier und eben diese Pizza. Warum sollte man etwas ändern, wenn man mal zufrieden war? Hier auf der Terrasse schreibe ich nun an der Sonne auch meinen Bericht – wobei die Sonne in wenigen Minuten hinter den Felsen verschwindet. Somit habe ich einen langen Abend welchen ich wahrscheinlich im warmen Zelt beim Lesen verbringen werde…