09.09.2014 Thun – bis nach Hause

45 km, 643 Höhenmeter

Nach der Vollmondnacht und dem weichen Bett bin ich ganz und gar nicht ausgeschlafen. Ich habe die ganze Nacht kaum ein Auge zugetan. Ob es wohl der Vollmond war, der mich wach gehalten hat? Oder all die Gedanken welche ich im Rückblick auf die vergangenen Tage noch einmal durch den Kopf gehen liess? Oder war es doch der starke Kaffee vom Abend? Ich weiss nur, dass ich zwschen 6.00h und 7.00h ein bisschen geschlafen habe – vorher nicht und dann bin ich aufgestanden.

Wir essen das Frühstück auf dem Balkon bei Sonnenschein, doch die Wolken ziehen bereits auf. Mir ist jedoch egal was für Wetter heute ist, denn wenn man nach Hause fährt, dann wartet ja die Familie und sowieso die eigene Dusche auf einem. Ob man jetzt schwitzt oder verregnet wird – alles egal. Aber Regen ist heute doch kein Thema, schwitzen ist angesagt… Nach dem gemütlichen Ankommen bei meinen Eltern in Thun mache ich mich auf die letzte Etappe meiner Ego-Tour. Kurz vor halb elf fahre ich in Richtung Thierachern, Wattenwil los. Schon bald kommt die erste Steigung und über die schöne und fast verkehrslose Landstrasse erreiche ich schon bald Wattenwil.

Zuerst will ich den steilen Aufstieg zum Grundbach meiden und über Burgistein fahren. Doch dann zwickt mich doch wieder mein Ehrgeiz und ich entscheide mich für die Rampe steil hinauf. Es ist der steilste Aufstieg der gesamten Tour, 12 – 15 % Steigung und das auf 3 Kilometern an der brütenden Sonne. Ich tropfe was das Zeugs hält, aber ich komme gut den Hügel rauf und stehe schon bald hoch über Wattenwil. Durch ein schönes Tal geht es nach Rüti bei Riggisberg, weiter nach Rüschegg Graben und in die Wislisau.

Nun will ich es wissen, ich weiss, dass mein „Velomech des Vertrauens“, Pesche’s Extra-Bike in Schwarzenburg bis 12.00h geöffnet hat. Ich möchte gerne kurz rein schauen und ein Foto mit dem beladenen Velo und vor allem mit Pesche machen. Wie von einer Wespe gestochen trete ich rauf nach Mamishaus und gegen den Wind peitsche ich nach Schwarzenburg. 4 Minuten vor der Mittagszeit treffe ich im Geschäft ein, total verschwitzt und ausser Atem. Aber es reicht und wir können das Foto machen. Ich kann Pesche’s Extra-Bike in Schwarzenburg nur wärmstens empfehlen. Braucht ihr ein Fahrrad oder irgend etwas fürs Fahrrad, dann geht zu Pesche und Margret – tolle Leute und vor allem mit einem grossen Fachwissen und immer beste Beratung!

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Merci Pesche und Margret, dass ihr uns immer so gut beratet und viel Geduld habt mit uns. Wir kommen wieder…

Und nun will ich auf dem schnellsten Weg nach Hause. Es ist 12.10h und die Kinder gehen in einer guten halben Stunde wieder in die Schule. Ich möchte ihnen noch einen schönen Nachmittag wünschen – und sie vor allem vor der Schule noch kurz sehen. Wieder wie ein Spinner rase ich davon, runter in den Sensegraben und drüben wieder rauf. Es kann mich nichts mehr halten, ich freue mich so sehr aufs nach Hause kommen. Und tatsächlich werde ich mit einem grossen HALLO empfangen und trotz ekliger Schweissnässe werde ich von beiden umarmt und willkommen geheissen. Nicht nur die Kinder erwarten mich sehnsüchtig, auch Ariane freut sich sehr über meine Ankunft. So ist es wirklich super schön nach einer tollen Tour anzukommen. Ich freue mich riesig wieder zu Hause zu sein!

Die letzte Woche war eine ganz tolle Erfahrung mit vielen Hochs (physisch und psychisch wie auch geografisch) aber auch einem kleinen psychischen Tief am dritten Tag. Alles in Allem habe ich sehr viel gesehen, nachgedacht und erfahren können. Ich habe meinen Körper zum Teil bis ans Limit gefordert aber auch meinen Kopf so richtig „durchgelüftet“ und über dies und das nachdenken können. 710 Kilometer, 14’299 Höhenmeter und 43 Stunden und 32 Minuten habe ich im Sattel verbracht – ich bin gewiss ein bisschen stolz und bin froh, dass ich diese Tour machen und vor allem unfallfrei wieder nach Hause zurück kehren konnte.

Vielen Dank meiner Familie, dass sie mich so einfach ziehen gelassen haben. Vielen Dank meinen Eltern, welche mir zufälliger Weise am ersten Tag auf dem Ofenpass mit der ganzen Reisegruppe alles Gute gewünscht und mich zusätzlich motiviert haben. Dass sie dann am dritten, meinem psychisch härtesten Tag, auch gerade in Bozen waren und mit mir eine Pizza gegessen haben, das war eine unglaubliche Stütze. Und dass ich meine Tour auch bei meinen Eltern sozusagen beenden konnte, das war das Tüpfelchen auf dem i. Ganz wichtig waren auch unsere Freunde in Davos, Jaqueline, Reto, Laura und Tim, welche mir in der ersten Nacht ein Dach über dem Kopf gewährt haben, mir ein feines z’Nacht serviert und mit denen ich einen gemütlichen Abend verbringen durfte. Vielen Dank!

Und natürlich danke ich auch Marco in Le Pese, welcher mir einen Ersatzpneu aus seiner Garage geholt hat und den vielen Leuten welche ich auf Campingplätzen oder irgendwo auf der Strecke getroffen und mit denen ich ein bisschen plaudern konnte. Zu guter Letzt danke ich allen, welche mich über diesen Blog begleitet, mich mit ihren Gästebucheinträgen oder Text-Messages motiviert und zugesprochen haben. Herzlichen Dank euch allen!

Es war ein gutes, tolles und schönes Erlebnis – ich würde es wieder tun!!!